Charlotte von Wolfsberg und die vier Augen

Vor langer Zeit verliebte sich die junge Witwe Charlotte von Wolfsberg in den Sohn des Regensteiner Grafen. Obwohl Sie bereits zwei Kinder hatte und von niederem Stand war, schien dies den jungen Prinzen nicht zu stören. Sie verbrachten wunderschöne Stunden miteinander. Da eine solche Verbindung nicht den Vorstellungen der Zeit entsprach, fragte eines Tages Charlotte den Prinzen, ob dieser sie heiraten würde…

Nach einer kurzen Bedenkpause erwiderte der Prinz, dass ihrer Verbindung "vier Augen" im Wege stünden.Charlotte war in den folgenden Tagen hin und her gerissen, denn sie musste sich zwischen ihren beiden Kindern und der Liebe ihres Lebens entscheiden. Und so kam es, dass Sie tatsächlich den Lebensfaden ihrer Kinder durchtrennte!

Gleich im Anschluss machte Sie sich auf den Weg zu ihrem Geliebten und berichtete diesem ihre grausame Tat. Der Prinz fiel daraufhin aus allen Wolken! …so hatte er mit den "vier Augen" doch seine Eltern gemeint, die einer derartigen Verbindung niemals zugestimmt hätten. Aus Liebe wurde Abneigung und der Prinz überlegte sich eine ganz besondere Strafe: Charlotte von Wolfsberg wurde bei lebendigem Leibe eingemauert. Lange Zeit konnte sie über sich und ihre Kinder nachdenken. Schließlich war sie so verzweifelt, dass sich sogar ihre Tränen zu steinernen Perlen verwandelt und ihr ganzes Gesicht bedeckt haben sollen. Bis heute ist sie nicht zur Ruhe gekommen... In stürmischen Nächten heult um Wolfsberg der Wind derart, dass es immer noch ein Wehklagen der unglücklichen Charlotte sein könnte.